Lipsi – Leben am Bauernhof
Wenn man von Fourni nach Lipsi kommt, dann ist es so, als würde man ein kleines Upgrade bekommen. Der Hafenbereich ist großzügig angelegt und alles ist fein herausgeputzt. Während der Ort Fourni bedingt durch die Berge wie ein Amphitheater rund um den Hafen angelegt ist, bietet Lipsi hier etwas mehr Platz. Dies wird durch breite Boulevards und kleine Gärten auch genutzt. Der erste Eindruck ist somit bereits sehr einladend.

Obwohl Fourni und Lipsi Nachbarinseln sind, gehören sie unterschiedlichen Inselgruppen an. Fourni gehört zur nördlichen Ägäis und Lipsi zum Dodekanes. Bei Seglern dürfte Lipsi jedenfalls höher im Kurs stehen als Fourni, gemessen an der Zahl der Boote, die im Hafen oder in den schönen Buchten ankern. Das Thema Tourismus ist in Lipsi generell größer angeschrieben. Zahlreiche Privatunterkünfte (derzeit noch viele ohne Gäste) sind bereits vom Hafen aus auszumachen. Auf 800 Einwohner kommen 400 Gästebetten. Bäcker und Supermärkte in der Hafengegend sind auf Seglergruppen ausgerichtet und Manolis, der Chef eines sehr guten Restaurants, tritt mit den ankommenden Skippern direkt am Hafen in Kontakt, um die Crews in sein Lokal zu locken. Mit Erfolg, denn das Lokal ist gut besucht. Durch die gute Küche ist aber ein Besuch auch ohne Manolis vorherige Kontaktaufnahme anzuraten.


Nun aber zu unserem Quartier. Bereits im Vorfeld hatten wir mit Kalliopi Kontakt, weil wir wissen wollten, ob uns auch eine Waschmaschine zur Verfügung steht. (Bei einer längeren Reise ein absoluter Pluspunkt.) Nachdem das geklärt war, freuten wir uns schon auf unseren Aufenthalt. Via Google-Maps war die Adresse schnell gefunden. Als wir allerdings der Zielfahne am Navi näherkamen, trauten wir unseren Augen nicht. Denn an der Stelle, wo unser Quartier sein sollte, befand sich ein kleiner Bauernhof. Also mit Ziegen, Wellblechdach und Arbeitsgeräten. Dennoch war auf einem Strommasten eindeutig unser Ziel gekennzeichnet. Wir öffneten also das Tor, gingen an der kleinen Werkstatt vorbei und fanden unsere wie beschriebene, sehr modern gestaltete Unterkunft mit wunderbarer Terrasse.


Oberhalb gibt es tatsächlich ein paar Ziegen, einen feinen Gemüsegarten und unser Kühlschrank war bereits gefüllt mit frischen Eiern. Die Eltern von Kalliopi kümmern sich um Garten und Tiere und somit hatten wir täglich auch eine kleine Griechischstunde.
Eine weitere Fremdsprache wäre nötig, um mit dem Nachbarsesel in Kontakt treten zu können. Immer wenn wir zum Tor kommen, begrüßt er uns mit einem freudigen iah-iah. Falls er uns eine Zeit auf der Terrasse nicht sieht, kommt ebenfalls das iah-iah und er versucht uns zu erspähen.

Natürlich haben wir aber nicht nur die Tierwelt von Lipsi erkundet (es gibt hier überraschend viele Grashüpfer) sondern sind auch wieder einige Kilometer gewandert. Das geht gleich von der Haustüre weg, denn Lipsi ist größenmäßig überschaubar. Die Wanderung wurde zu einer kleinen Kirchenroas. Am beeindruckendsten war der fast ein Kilometer gepflasterte Weg von einer Kirche Kimisis tis Theotokou (Entschlafung der Gottesgebärerin) die sich in einer kleinen Bucht befindet, zur nächsten gleichnamigen Kirche, die auf einem Berghang steht. Der Weg ist wie eine kleine chinesische Mauer angelegt.



Und bevor ich es vergesse. Ja, es gibt auch sehr schöne Strände hier, die von den Farben etwas Karibikflair verbreiten. Wer allerdings Strandliegen sucht, der sucht vergeblich. Lipsi hat sich vor drei Jahren entschlossen, die Strände nicht mit Liegenvermietungen zu bewirtschaften. Man möchte das ursprüngliche Feeling erhalten. Dieser Gedanke passt gut zur generellen Umweltausrichtung der Insel, die ein Vorreiter beim Thema Mülltrennung in Griechenland ist.

