Ikaria – dem Geheimnis der Blauen Zone auf der Spur
Von Syros ging es mit der Abendfähre weiter nach Ikaria, wo wir gegen Mitternacht angekommen sind. Das Quartier dann in der Nacht zu finden war eine besondere Herausforderung, aber alles ging gut und mittels Taschenlampe fanden wir dann auch den Eingang.
Der nächste Morgen war dann dafür ein echtes Highlight. Der Blick von unserer Terrasse auf das ägäische Meer einfach ein Traum! Da schmeckte das späte Frühstück gleich doppelt so gut.

Noch kurz zu unserem Quartier, weil es ein wahrer Goldgriff war. Es ist ein fast neu errichtetes Gebäude, welches Geschwistern gehört. Eine Hälfte ist bereits fertig und wird nun vermietet, die zweit Hälfte ist noch im Ausbau befindlich und auch das Obergeschoss ist eine komplette Baustelle. Wenn man so will, dann wohnen wir also mitten in der Baustelle. Aber die geräumige Wohnung mit ihrer überkompletten Ausstattung und der liebevollen Dekoration vermittelt etwas ganz anderes. Wir haben somit ein kleines Haus an der Nordseite von Ikaria mit Blick auf Chios ganz für uns allein.

Aber nun zu Ikaria selbst und ich werfe auch gleich einen Euro in das Phrasenschwein, aber es ist einfach so – hier ticken die Uhren langsamer. Es ist schwierig das in Worte zu fassen. Es herrscht eine unaufgeregte Atmosphäre und die Menschen scheinen die Ruhe in sich zu haben. Kein Stress ist hier das Lebensmotto und wird durchgezogen. Vielleicht ist dies auch eines der Geheimnisse, warum Ikaria als eine der Blauen Zonen der Erde gilt. Also eine Gegend, in der die Menschen besonders alt werden.

Bei einer Wanderung kamen wir beim Weingut Karimali vorbei. Auch hier entspannte Atmosphäre. Beim Betreten glaubt man eher auf einer privaten Terrasse Platz zu nehmen. Sowohl beim Wein als beim Essen gilt eine einfache Devise. Nichts wird hier künstlich gemacht. Auf den Tisch kommt, was der Garten hervorbringt – also „Farm to table“ und der Wein ist Bio. Auch das eine Zutat für die Blaue Zone. Gesundes Essen und das hauptsächlich Vegetarisch. Die von uns verkosteten Gerichte waren auf jeden Fall vorzüglich!

Was Ikaria noch auszeichnet ist der Wasserreichtum, der wiederum für eine üppige Vegetation sorgt. Das Wasser ist übrigens trinkbar und damit wird auf Ikaria auch ein hervorragendes Bier gebraut.

Beim Wasser gibt es noch eine weitere Besonderheit. Im Süden, nahe der Hauptstadt Agios Kirykos, in Therma gibt es heiße Thermalquellen die Radonhaltig sind und die schon vor langer Zeit für therapeutische Zwecke genutzt werden. Zeugen dafür sind alte römische Bäder, deren Ruinen noch zu sehen sind. Heute wird von den Menschen jeden Alters ein kleiner Badesteg genutzt, von dem man zu einer kleinen Grotte schwimmen kann, in der das heiße Wasser hervortritt und sich mit dem kalten Meerwasser mischt.

Geschichtlich ist Ikaria natürlich eng mit Ikarus verbunden. In der griechischen Mythologie also jener Figur, der es gelang mit den selbstgebastelten Flügeln seines Vaters Daidalos vor König Minos zu fliehen. Allerdings wurde Ikarus übermütig, kam der Sonne zu nahe und das Wachs, mit dem die Flügel zusammengeklebt waren, schmolz. Ikarus stürzte ins Meer. Sein Vater Daidalos soll seinen Sohn Ikarus dann auf der Insel begraben haben, die nun seinen Namen trägt.

In der jüngeren Geschichte diente Ikaria als Verbannungsinsel und war sich oftmals selbst überlassen. Dies hat dazu geführt, dass die Ikarioten die Dinge selbst in die Hand nahmen. Gemeinsam hat man dort Hand angelegt, wo der Staat die Augen verschlossen hat. Ein Krankenhaus errichtet, Straßen gebaut und vielleicht ist auch das ein Teil, der für ein langes Leben sorgt. Gemeinschaft und Gemeinschaftssinn.

Die Insel selbst hat ansonsten nicht viele Sehenswürdigkeiten. Vielleicht auch das ein Teil der Entschleunigung. Aber die grünen Hänge, die Ausblicke auf die teils schroffe Küste, die teilweise versteckten Strände mit atemberaubenden Blautönen, all das macht Ikaria zu einer sehr liebenswerten Insel, die nicht versucht sich dem Tourismus anzudienen. Eine wahre Perle in der griechischen Insellandschaft.
